Herbert Feuerstein
- AxMx
- 21. Juli 2018
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Okt. 2021
Als ich seine von außen eher unscheinbare Stadtwohnung betrete, ist er grade damit beschäftigt die Rollläden hochzuziehen. Auch er ist eben erst angekommen. Herbstlicht durchflutet die kühlen Räume im Kölner Westen und gibt den Blick frei auf eine Wohnung, in der es so fremd und aufgeräumt riecht, als würde man grade aus einem langen Urlaub nach Hause zurückkehren oder sie, so wie er, nicht ständig nutzen. Und doch hat sie seinen Geschmack verdient und abbekommen und ist entsprechend und gar nicht unscheinbar eingerichtet, ein bisschen alte Kunst, ein bisschen moderne, Zeichnungen, Asiatisches, ein Hundertwasser immerhin und sogar ein Klavier, das aber nur ein Piano ist, aber auch immerhin, und ein anderes verstecktes Instrument irgendwo, dem ein Notenständer irgendwas Klassisches anbietet.
Während die Fotos entstehen, redet Herbert Feuerstein die ganze Zeit und alles, was er sagt, klingt irgendwie so bedeutsam und so nachhallend wie erste Sätze in Büchern oder letzte und so gehaltvoll wie ein kurzer Abriss, der eine tausendseitige wissenschaftliche Arbeit auf den Punkt zusammenfasst. Er redet so losgelöst und unabhängig von mir, dass man den Eindruck bekommt, als würde er es nicht anders machen, wenn ich jetzt gar nicht hier wäre. Wie auch immer, es scheint, als habe er die große Gabe, mit allem was er sagt auch irgendwie witzig sein zu können und zwar ohne sich ernsthaft darüber Gedanken machen zu müssen, wie er es anstellt, vielleicht sogar, ohne sich dessen immer bewusst zu sein. Und dabei wirkt sein Humor vollkommen unabhängig, wie ein Humor, der nicht mehr gefallen muss, manchmal etwas zu komplex und zu bohèmisch vielleicht, um einer breiten Masse zu taugen oder mit Absicht so, um von ihr übersehen zu werden, aber am wahrscheinlichsten ganz unbewusst und natürlich so, weil das einfach er ist und, wenn das so ist, dann bin ich dankbar dafür, dass ich ihn so kennenlerne, dankbar für das Vertrauen und die guten Motive, die er mir am Ende geschenkt haben wird.
Zu Herbert Feuerstein habe ich keine Pointe, keinen Satz, der alles abrundet oder zusammenfasst, da gibt es nichts, denn er hat schon alles gesagt, mir alles vorweggenommen, alles was klug ist und Sinn macht und deshalb lasse ich das jetzt auch einfach mal so stehen.
Köln, im Herbst 2009

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